Obwohl Reims fast "nur" geradeaus geht , stellen sich besonders viele Fragen rund um das setup der Chassis.
bei meinem ersten Ligarennen in Reims war ich ziemlich baff, wie viel schneller manche Markenkollegen waren. Ich fuhr natürlich Ferrari und später Brabham und war völlig frustriert.
317 km/h war das Ende der Fahnenstange bei dem kleinen Brabby und dem Ferrari sowieso.
Mittlerweile habe ich folgende Eindrücke zu einem besseren und schnelleren Reims setup:
Quali:
1) Der
Luftdruck auf den Reifen sollte höher als normal sein, da der Abrollwiderstand dadurch verringert wird. Nach der outlap muß die Temp in der Mitte der Reifen schon mindestens so hoch sein wie an den Flanken.
Die hinteren Reifen lass ich mit beginn der ersten schnellen Runde max. auf gleicher Temp , da durch die Belastung beim Beschleunigen die Temp innen zu hoch werden kann und spätestens in lap 2 od. 3 fängt der Wagen auf der Hinterachse an zu "schmieren". Dann verliere ich aus den Ecken heraus zu viel und kann es durch ein - zwei km/h auf der geraden nicht wieder gut machen.
In den entscheidenen schnellen Runden ist bei mir die Temp in der Mitte ca 2-3 Grad höher als an den Flanken.
Damit hat man zumindest den Abrollwiderstand beachtet !
2)
Vorspur auf den Achsen ist auch mindestens so wichtig für den
Abrollwiderstand, wenn nicht wichtiger, als der Luftdruck !!!
Warum ?
Idealerweise stehen die Vorderräder in einem nach vorne zulaufenden Winkel zueinander. / \
Wenn nun der Wagen nach vorne strebt werden die Räder vorne nach den Aussenseiten gedrückt. Der Winkel der Vorspur sollte so eingestellt sein, daß bei Topspeed das nach Aussen Streben der Räder durch den vorher eingestellten negativen Winkel nach innen ausgeglichen wird. Unter Topspeedbelastung stehen die Reifen jetzt gerade zur Fahrtrichtung und bieten keinen zusätzlichen Abrollwiederstand.
Auf der Hinterachse funktioniert das genau umgekehrt. Deshalb such man einen idealen Winkel im positiven Bereich. \ /
Da die Vorspur auch das Einlenkverhalten beeinflusst, und bei Übertreibungen zu Über-bzw. Untersteuern führt, muß ein Kompromiss aus Topspeed und Lenkverhalten gesucht werden.
3)
Feder/Dämpfer:
Nach dem Grundsatz "so weich wie möglich und nur so hart wie nötig" (!) bevorzuge ich grundsätzlich sehr weiche Fahrwerke.
Je weniger Haftung von den Reifen her kommt, umso sensibler muß das Fahrwerk Unebenheiten und seitliche Kräfte auffangen.
Klar ist zum Anfang der Einstellungen zu verhindern mit vollem Tank in Senken aufzusetzen. So hart muß die Federung auf jeden fall sein, damit bei maximaler Belastung das Chassis in den Federwegen bleibt und nicht auf Blockgeht oder sogar mit dem Unterboden aufsetzt.
Aber ansonsten denke ich, der Wagen darf nicht zu steif und hochbeinig sein, denn gerade wenn die schnellen Kuppen kommen und der Wagen leicht wird, muß genug Ausfederweg verbleiben um möglichst wenig Schlupf auf den Antriebsrädern zu bekommen. Der Motor läßt grüßen .
Liegt das Fahrzeug vor der Kuppe tief in den Federn hat es maximalen Weg um beim "Leichtwerden" einen großen Teil der aufstrebenden Energie über den Ausfederweg abzubauen.
Ist dabei die Zugstufe (Rückprall in GPL ) zu steif, hebt das Chassis die Räder mit an, da die harte Zugstufe zu langsam ausfedern läßt und damit die Räder nicht möglichst lange am Boden hält. Der Grenzwert dürfteerreicht sein, wenn man bemerkt, daß zu schnelles Ausfedern das Chassis beim Abheben nicht mehr unter Zug ist. Es würde durch die ungedämfte Feder sozusagen in die Höhe katapultiert.
Meine Federn sind bei 131 vorne und 166 hinten für den Ferrari und die Dämpfer vorne 2/2 und hinten 3/1 eingestellt.
3)
Bremsbalance
In Reims gibts auf der Bremse viel Zeit zu gewinnen. Die Kurven sind nahezu rechtwinklig und werden aus extremen Tempi erreicht.
In den Bremszonen braucht also nicht großartig aufs Bremsen bis in die Lenkphase geachtet werden, wobei dann weniger Balance nach vorne gestellt würde. Ich habe die Balance für Reims auf 53 stehn , was für mich ein recht vorderlastiges Verhältnis ist.
Aber vorne spielt nun mal die Musik, wenn ich maximale Verzögerungwerte brauche.
Viel wichtiger empfinde ich wiederum die Feder/Dämpfung beim Bremsen . Habe ich zu wenig Federvorspannung und Druckstufendämpfung vorne und federt das Heck zu langsam aus,
verliere ich hinten den Grip und vorne habe ich keine Kompensation der enormen Kräfte , die sich auf der Vorderachse abstützen.
Ich bremse soweit ab, daß ich mit dem verbleibenden Tempo in die Kurve einlenken kann. Auf anderen Strecken bremse ich dagegen bis oft zum Scheitelpunkt.
4)
Stabilisatoren
da hab ich nach wie vor mein Problem mit. Werte unter 200 laufen bei mir nicht. Ich teste noch mit Weten um 265 vorne und hinten ca 225 (?). Es läuft so ganz gut, aber ich muß mir nochmal vergegewärtigen, welche genaue Funktion das hat .
5)
Differential
Reims erfordert m.M. ein agressives Differential . Den vorderen Wert stelle ich auf recht kleine Werte und sogar mit zusätzlichen Scheiben um in T1, 2 u. 3 den Wagen mit Gas um die Kurve zirkeln zu können. Natürlich wird der Umgang mit dem Gaspedal sehr sensibel sein müßen, aber gerade diese Kurven sind für eine gute Zeit in Reims absolut entscheidend. Vor allem , wenn man ein langsameres Chassis fährt.
Mit einem niedrigen Wert vorne kann ich sobald der Wagen untersteuernd nach aussen stebt ihn wieder in eine engere Linie zwingen. Zuviel des Guten führt zum Übersteuern bis hin zum Schmelzen der Reifen und völligem Kontrollverlust. Das kann schon durch etwas zuviel Power in nur einer Kuve passieren. Besonders T2, die eine Kuppe hat in der der Wagen wieder ausfedert und die Reifen Grip verlieren kann schnell das Aus verursachen. Da ist viel Geduld zum Eingang der Kurve erforderlich und sehr gutes timing mit dem Gaspedal.
T1,2,3 fahre ich nur dann gut, wenn ich mir mit der Positionierung vor der Kurve und in der ersten Hälfte der Kurve viel Zeit lasse.
Hier gilt der alte Grundsatz "slow in and fast out " !
Für das Rennen werde ich auf jeden Fall den letzten Gang nur so kurz übersetzen, daß ich an den Kuppen nie in den roten Bereich komme. 30 Runden mit überhitztem Motor scheinen mir auch im int-modus unrealistisch. das der Motor mir auf der S/F vor der Box platzt ist ein Lotteriesoiel. Auf der Strecke wird es bei geplatztem Motor sofort unter die Dusche gehen.
Ich hoffe mit meinen Überlegungen evtl. noch einige brauchbare Anregungen fürs setup gegeben zu haben und vor allem hoffe ich auf einen vollen Grid.
Wenn man sich an die wohl nötige weiche Abstimmung gewöhnt hat, liegt der Wagen in Reims sehr ruhig und es macht Spaß dort zu fahren. Die Strecke bietet fürs online racen im 67er wohl alles , was man sich wünschen kann.
Vorausgesetzt man hat seinen Gasfuß unter Kontrolle
Viel Spaß ,
Wolfgang.