Nun ein paar Worte vom Zweitplatzierten, Gernot Menzel. Zweiter Platz in einem Leihwagen, da können Sie doch eigentlich zufrieden sein?
Ich weiß ja nicht, welches Rennen Sie gesehen haben, aber wir waren von den Zeiten her gleichauf mit dem Sieger, da kann der zweite Rang natürlich nicht zufrieden stellen. Ist sicherlich besser so, als mit dem angeschlagenen Jaguar unterwegs irgendwo auszufallen, keine Frage. Aber ärgerlich ist es auch von daher, dass wir im Training wieder einen deutlichen Vorteil gegenüber der Konkurrenz hatten, über eine Sekunde pro Runde. Den haben wir mit dem Toyota leider eingebüßt, trotzdem wäre der Sieg drin gewesen.
Woran ist es gescheitert?
O, da waren so einige Dinge. Zuerst muss ich selbstkritisch anmerken, dass ich in der ersten Rennhälfte nicht wirklich konzentriert war. Dazu beigetragen hat sicherlich ein Verbremser in der zweiten Runde bei der Einfahrt in den "Boot". Als ich auf die Bremse trat, passierte erst mal einen Moment lang gar nichts. Ich sah mich schon in den Reifenstapeln, als das Auto doch noch anfing zu verzögern. Ich konnte es gerade noch vor dem Grünstreifen herumreißen. Muss ein Elektronikfehler gewesen sein, wir checken das gerade.
Ab da hatte ich Wolfgang direkt im Nacken. Es war deutlich zu hören, dass er an vielen Stellen eher beschleunigen konnte, wo ich noch warten musste, bis sich der Toyota ausgeschaukelt hatte. Sehr unangenehm.
Dann, wiederum bei der Einfahrt in den "Boot", ein Funkspruch, jemand würde an die Box fahren. Ich beschleunigte in dem Moment auf die folgende kurze Gerade, da traf ich einen Buckel auf der Fahrbahn. Der Toyota fing sofort an zu bocken, und da ich kurz abgelenkt war, konnte ich nicht rechtzeitig darauf reagieren. So ging's geradewegs nach links in die Leitplanke. Zum Glück hat nur die Karosse was abbekommen, es fehlte minimal an Topspeed danach.
Nach 15 Runden ließen die Reifen am Toyota stark nach. Es fuhr sich teilweise wie auf Schmierseife. Obwohl der zweite schon relativ lang ausgelegt war, fuhr ich die letzten beiden Kurven im dritten Gang, um überhaupt halbwegs rechtzeitig beschleunigen zu können. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis man sich irgendwo einen Ausrutscher leisten würde, ich hoffte nur, dass es mir nicht in den schnellen Esses passiert. So handelte ich mir noch zehn Sekunden Rückstand auf Wolfgang ein.
Tja, es ist nach wie vor mit zu hohem Risiko verbunden, im Toyota über längere Zeit am Limit zu fahren. Später musste ich noch zweimal an einem Havarierten mit qualmendem Motor vorbei, was mir die ganze Scheibe verölt hat. Teilweise konnte ich danach meine Einlenkpunkte nicht mehr erkennen.
(Schaltet den Projektor ein...) Wir haben hier ein Bild ihrer Onboard-Kamera vorbereitet, was Sie bei der Arbeit zeigt. Ihr Kommentar?
Das dürfte die Ausfahrt aus dem "Boot" sein. Ich schätze, damit hatten alle Fahrer so ihre Probleme, im Toyota musste man nur aufpassen, dass man keinen Buckel ungünstig traf, sonst machte sich sofort das Heck selbstständig. Dann hieß es schnell reagieren, so wie in diesem Fall. Mit alten Reifen musste man auf so was ständig vorbereitet sein.
Eine Frage zum Start, da schien es sehr eng zuzugehen...
Ja, hat mich auch gewundert. Jemand muss dem Wolfgang die falsche Position zugewiesen haben, jedenfalls wollte er mich meine auf der Außenseite nicht einnehmen lassen. Schließlich soll doch der Start in Zweierreihe erfolgen. Da blieb mir nichts anderes übrig, als ihn auf der Innenseite zu überholen. (grinst)
Aber dieser Positionswechsel hatte ja nicht lange Bestand, wie wir schon wissen...
(grimmiger Blick) Müssen Sie nicht noch dringend irgendwo hin, Ihren Bericht abgeben oder so?!
Erst, wenn Sie mir von ihrem Boxenstopp erzählt haben.
Na gut, ausnahmsweise. Zur Rennmitte konnte ich zwar etwas Zeit auf Wolfgang gutmachen, aber das Auto lag so schlecht, dass wir uns entschlossen, den Stopp vorzuziehen. Die Mechaniker haben noch versucht, die Schäden auf der linken Seite zu beheben. Im Nachhinein mussten wir feststellen, dass die dadurch verloren gegangenen zwölf Sekunden uns den Sieg gekostet haben, denn die Rundenzeiten wurden vorher davon kaum beeinträchtigt und Wolfgang kam nach seinem Stopp ca. acht Sekunden vor mir aus der Box.
Wie liefen die Überrundungen?
Durchwachsen. Einmal habe ich Gerold eine mitgegeben. Ich sah ihn vor mir nach links von der Strecke abkommen und war dadurch so abgelenkt, dass ich selbst fast an derselben Stelle abgeflogen wäre. Jedenfalls war ich dann auch ganz links halb auf dem Rasen, als er wieder auf die Strecke zurückkam. Ich versuchte noch nach rechts zu ziehen, habe ihn dabei aber wohl leicht gestreift. Ein Sorry dafür in seine Richtung.
Später hatte ich noch ein Missverständnis mit Uli Volmerding. Vor der letzten Kurve versuchte ich rechts vorbeizugehen, er wollte links die Ideallinie frei machen und fuhr mir in die Spur. Zum Ausweichen war keine Zeit mehr, ich also voll in die Eisen. Auch wenn die Aufprallgeschwindigkeit nicht mehr hoch war, es reichte noch, um ihm einen ordentlichen Schubs zu geben, so dass er über den Rasen rechts gegen die Leitplanke rutschte und von dort noch mal auf die linke Seite der Strecke geschleudert wurde. War echt eine dumme Sache. An meinem Auto gab's komischerweise kaum bis gar keine Schäden.
Deshalb erinnere ich immer gern an Ricardo Zonta in Spa: Linie halten und den Schnelleren sich eine Seite aussuchen lassen. Dann fährt Schumi links und Häkki rechts vorbei und alles ist gut (für die Schumi-Fans weniger...).
Kommen wir mal nach Watkins Glen zurück. Gegen Ende wurde es dann doch noch einmal spannend an der Spitze.
Ja, auf frischen Reifen hatte ich schon einige Sekunden rausgeholt. Leider hat es, wie schon erwähnt, nach Wolfgangs Boxenstopp nicht für den Platz an der Sonne gereicht, aber ich konnte weiter aufschließen. Bis auf anderthalb Sekunden kam ich noch heran, dann merkte ich, wie meine Reifen schnell abbauten, und ein paar kleinere Fehler warfen mich wieder zurück. Wolfgang fuhr da allerdings auch nicht mehr konstant schnell und von den Rundenzeiten her nahmen wir uns nicht viel, deshalb ist es auch etwas ärgerlich, dass es am Ende "nur" der zweite Platz geworden ist.
Aber Sie beide haben den Zuschauern eine tolle Show geboten!
Das möchte ich doch hoffen! Beim nächsten Rennen gibt's mehr davon...
Das wiederum hoffen wir. Vielen Dank!
Can