RE: Märchenstunde
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Rotkäppchen auf Sächsisch
Da war aemal ae gleenes niedliches Mädchen. Das grichte von seiner Grossemudder aenne
feierrote Samtgabbe mit aenner Bummel dran. Drin sah de Gleene so schnaerblich aus, dasse
barduh geen andern Bibbi maehr uffsetzte. Un so gams, dasse von dr ganzen Nachbarschaft
Rotgaebbchen genannt wurde.
Eenes Dages sagte de Mudder zu dr Gleenen: "Gomm, mei Gind, nimm hier das Henkelgaerbchen
un brings naus bei de Grossemuder. Se hat aehmd telefoniert, dassrch gar nich hibsch is
heite."
"Was isn da drinne im Gorbe?" fragte Rotgaebbchen.
"Aenne Flasche Abbelwein, aenne Biggse Eelsardin` un aenne Baebe (Saechsisches
Nationalgebaeck). Dassde mir aber nich etwa unterwaechens am Guchen rumgnaubelst! Wenn de
Hunger hast, issde deine Baemmchen mit Gunsthonich, verschtanden?"
Rotgaebbchen verschrach scheene zu folchen un hubbste frehlich in dn Frielink naus. Wiese
nach aenner Vaertelschtunde im Walde drinne war, gam ploetzlich ae Wolf angelaascht. - Was
das fier Dier is, wolltr wissen? - Nu schtellt eich aemal Baezolds Garo vor, denkt eich
noch ae Schtickchen dran, drzu ae viel schbitzern Gobb un gliehende Oochen - un da habtr ae
Woelf.
So a Viech gam also ausn Busche un meente: "Bei waen willstn, Rotgaebbchen?"
"Bei de Grossemudder."
"Nu weesste, da waerd`ch awer daer alten Frau ae baar Bliemchen mitnaehm. Das geheert sich
eenfach so fier ae gebildetes Enkelgind."
"De hast eechentlich recht", sagte Rotgaebbchen, schtellte ihrn Gorb unter aenne Danne un
bickte sich nach Anemon` un Briemeln.
Se hatse awer nich gleich mitr Wurzel rausgerubbt wie ihr, sondern jedes eenzelne sachte
abgegnibst. Dr Wolf feixte in sich nein un saebbelte naus bei de Grossemudder. Dort
schbrangr mit een Satz ins Heischen, sauste durch die gute Schtuwe un dann hinter in de
Gammer un verschlang de alte Frau.
Se hatte iwerhaupt nich Zeit, um Hilfe zu brilln, da sasse schon drinne im Wolfsbauche. Na
un da warsch nadierlich zu schbaete. Hieruff groch das beese Dier ins Bette nein, deckte
sich bis nuff zu un schtilbte sich dr Grossemudder ihre lilane Nachtmitze iwersch Gesichte.
Nach aenner Weile gam Rotgaebbchen un wunderte sich, dass de Diere uffschtand. Nu,
wahrscheinlich dud de Grossemudder grade liften, dachte se dann un lief nein in de Gammer.
Da fielr nu gleich uff, dass de de alte Frau heite so ae faerchterlich grossen Mund hatte.
"Awer meine gude Grossemudder" meente se, "wie siechste denne aus? De hast wohl de
Maulschbaerre gegricht?"
Sie beichde sich ae bisschen diefer iwersch Bette. Da riss dr Wolf den Rachen uff un
waerchte ooch noch `s gleene Maedchen nunter. De Grossemudder rickte ae Haebbchen beiseite,
un nu sassense alle beede drinne. Wenn mr wenichstens de Baebe mit haetten, daechte
Rotgaebbchen. Awer reden gonnte se nischt, denn de Luft war gans dick un schnierte ihr de
Gaele zu. Dr Wolf schlief nach daem Reggordfriehschtick ein un schnarchte so laut, dass
draussen de Boomschtaemme waggelten.
Da gam ae Jaecher angeleiert, heerte das Schnarchen un dachte: "Ich gann mr nich haelfen:
Das is doch direggt unweiblich von daer alten Frau, so druflos zu rasseln!"
Dann ginkr nein ins Heischen un maerkte nadierlich gleich, wen`r da im Bette vor sich hatte.
"Habbch dich endlich erwischt, du fraecher Gedatte!" riefr, holte aus dr Giche dr
Grossemudder ihre Gefliechelschaere un schnibbelte behutsam dn Wolfbalch uff. Das war nu
vielleicht aenne Freide, wie die beeden wieder ans Dageslicht gegollert gam! De alte Frau
butzte ihre Brille, die da drinne gans angeloofen war, un Rotgaebbchen schtobbte dn
Wolfsbauch voll Brigetts ausn Gohlngasten un naehte dann das beese Dier wieder zusamm. Un
wie nu dr Wolf uffwachte un sich heimlich ausn Schtaube machen wollte, blumbstr dod uffn
Bettvorlecher.
De Grossemudder, Rotgaebbchen und dr Jaecher tranken dn Abbelwein, machten sich iwer de
eelsardin un deilden sich in de Baebe. Se warn saehre froh, dass de Sache noch so scheen
abgeloofen war.
Nu naehmt eich draus aenne Lehr - besonders ihr Maedchen: s is immer besser, ae weibliches
Wesen gimmte sich iwerhaubt nich drum, wennse unterwaeches eener angewasselt, denn mr gann
nie wissen, was drhinterschteckt.
Gerold
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