RE: Pressekonferenz und Fahrerinterviews vom RoC in Zandvoort
Herr Buthe, Ihr Saisonauftakt kann Sie nicht zufriedenstellen. Gerade als Fahrer eines italienischen und insbesondere des Ferrari Teams dürften die Stunden nach dem Rennen nicht einfach Für Sie gewesen sein ?
Zunächst einmal möchte ich mich bei den Zuschauern und Fans , die mich in Zandvoort wieder sehr herzlich begrüßt haben, bedanken und meinen Mechanikern und Sponsoren Dank sagen für die tolle Unterstützung in der Saisonvorbereitung !
Sie wollen nicht wirklich auf das Ergebnis des ersten Meisterschaftslaufs eingehen ?
Gut, was gibts da zu sagen , Sie haben es selbst gesehen ...
Hat der Commendatore schon mit Ihnen gesprochen , gab es Vorwürfe vom Team ?
Wir gewinnen gemeinsam und nehmen auch gemeinsam eine Niederlage hin . Die moderne Formel 1 von 1969 ist kein Kindergarten. Da ist nicht eine Position in einem Team wichtiger als die Andere ! Nur wenn alle im Team einen guten Job machen, kann man den angestrebten Erfolg erzielen.
Aber Sie als Fahrer und ehemaliger Meister nehmen doch schon eine Sonderstellung im Ferrari Team ein ?
Das müssen andere beurteilen, jedenfalls haben Sie völlig recht wenn es einen Unfall gibt, da hat man schon eine gewisse Sonderstellung im Team ( mittlerweile ziemlich genervt ...).
Was bedeutet der Totalausfall und die Tatsache, daß Sie ohne Punkte nach Maranello fahren müßen ?
Von Totalausfall kann keine Rede sein.Da hat es Müller schlimmer erwischt !
Ich habe wichtige Erkenntnisse über die Leistungsfähigkeit des Gesamtpacketes erhalten. Die Pole war ein Erfolg . Aber man weiß, daß veinige Teams, die in Holland nicht angetreten sind, noch ca. 1 Sekunde im Vorteil sind. Wir haben sehr spät mit der Abstimmung der neuen Aerodynamik angefangen, da die Entscheidung über das Motorenkonzept uns lange beschäftigt hat.
Wie beurteilen Sie die Tatsache, daß die Mehrzahl der Teams auf den V8 aus dem Hause Ford-Cosworth setzt ?
Wenn sich weiter abzeichnet, daß die Motoren in ihrer Haltbarkeit verbessert wurden, werden die zusätzlich auf den Ford Motor gewechselten Teams Recht behalten und eine gewaltige Herausforderung für unser Konzept darstellen.
Gibt es auch bei Ferrari Überlegungen sich vom 12 Zilinder zu trennen ?
Ich denke da spielt auch eine große Rolle , daß Ferrari Hersteller von strassenzugelassener Sportwagen ist . Da in dem Sportwagensegment der 12 Zylinder an Exclusivität nicht zu überbieten ist, werden wir auch in der Formel 1 an dem Konzept festhalten. Zumindest ist das meine Vermutung.
Davon abgesehen möchte ich daran erinnern , daß Zandvoort von einem 12 Zylinder BRM gewonnen wurde . Also kann das Konzept so schlecht nicht sein.
Im Rennen haben Sie sich zu Anfang recht gut behaupten können !?
(...etwas gelöster...) Der fliegende Start aus der Poleposition ging in Ordnung. Meine ersten Runden sollten bewußt vorsichtig angegangen werden. Herrling im Mclaren hat aber recht früh Druck gemacht und ich mußte Abstand herausfahren, um für einen geplanten Tankstop genug Zeit zu haben. Die Rennrunden waren insgesamt nicht sehr schnell. Ich habe keinen guten Rythmus gefunden und da ich nicht mehr unter Druck geriet und mich sogar nach einigen Runden etwas absetzen konnte , war ich mir ziemlich sicher, daß meine Verfolger nicht tanken wollten.
Wir wissen aber jetzt , sie haben nachgetankt !?
( wieder genervt...) Hinterher ist man immer schlauer ! Aber es war eine Fehleinschätzung, die mich viel gekostet hat.
Ich weiß nicht , woran es lag, aber die Rundenzeiten waren deutlich schlechter als in den Testfahrten. Manchmal liegt es am Wetter oder Luftdruck....(stammelt etwas unsicher....).
Das hat mich einfach denken lassen sie würden nicht tanken. Wohlmöglich gings bei denen auch nicht schneller , ich weiß es nicht.
Meine Absicht war jedenfalls zu pushen, um maximale Zeitvorteile fürs Tanken zu bekommen. Es war vielleicht ein wenig zu viel Hektik dabei !
Es ist schon verwunderlich , daß sowas einem "alten Hasen " wie Ihnen passiert ?
Wenn Sie ein neues Mikro oder eine neue Schreibmaschine bekommen, dauert Ihre erste Reportage auch etwas länger ! ( ... frech grinsend..)
Mag sein , nur verdiene ich an einer Reportage nicht eine GP Prämie !
Ich gebe Ihnen gleich ein paar Gulden für die Frittenbude !
(...sich sammelnd...) Wie haben Sie den Motorplatzer erlebt ?
Zunächst bin ich froh die Situation heil überstanden zu haben und nicht auch noch Menzel gefährdet habe.
Daß ich glaubte pushen zu müßen habe ich schon gesagt. Dazu kam , daß ich von der Strecke abkam, als ich den Matra von Senninha in der Pulleveld-Rechts aussen überholen wollte, um nicht den sauer herausgefahrenen Vorsprung zu verlieren. Ich kann Gerold keinen Vorwurf machen, er hat die blauen Flaggen vorbildlich beachtet, aber es kam mir auf jede zehntel Sekunde an.
Darauf hin kam Menzel im BRM bis auf 1 Sekunde an mich heran und ich wollte Tunnel Oost voll im 4ten nehmen, wie ich es in einer Qualifikationsrunde mache. Kurz vorher gabs auch noch einen unnötigen Fahrfehler, sodaß ich zweimal den Motor bis zum roten Bereich gedreht habe und er die Maximalbelastung nicht länger mitgemacht hat.
Das geht eindeutig auf meine Kappe ! (...Schulterzucken...)
Sie haben trotzdem das Rennen im T-car weitergefahren, obwohl Sie nach dem Reglement aus der Wertung waren ?
Natürlich kommt es uns darauf an so viele Rennrunden wie möglich zu drehen. das geht nach den Regeln auch i.O. , wenn man niemanden behindert.
Das Matra-Team um Gerold Senninha hat sich dennoch bei Ihnen beklagt; gibt es da einen Zwist im Fahrerlager ?
Meine Absicht war es keinesfalls Senninha zu behindern, daß hat er leider falsch interpretiert. Wenn es aber defacto so war entschuldige ich mich gerne bei Gerold und dem Matra Team.
So ich muß weiter ( ...schon abgewendet und an seinen Mechaniker:
"Komme... !)
Eine Frage noch ? Kurz Herr Buthe !?
Tut mir Leid ... Sie werden mich in Atlanta sicher wieder erwischen , ....
Wir sehen uns ......
"Man spürt es, wenn man nach langer Fahrt von der Landstraße abbiegt und den schwarzen Asphalt des Ringes unter den Reifen hat; da ist irgend etwas anders !"
Wolfgang Graf Berghe von Trips
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