Meine Damen und Herren , wir begrüßen Sie zur Pressekonferenz nach dem Großen Preis von Atlanta . Die erste Frage an den Gewinner des Rennens.
Herr Buthe , Glückwunsch, aber es war schon eine Überraschung , daß es am Ende doch noch gereicht hat ?
Danke , zünachst möchte ich mich bei meinem Team bedanken, das einen tollen Job gemacht hat.
Ich habe bis kutr vor dem Ende des Rennens tatsächlich nicht mehr an den Sieg in Road Atlanta geglaubt, da Jeroen einen tollen Speed hatte . Angesichts der Zeiten aus dem Qualifiing, wo ich eine Halbe Sekunde schneller war , konnte ich es mir kaum erklären, daß Goedhart im Rennen
schneller war als ich .
Warum konnten Sie Ihr gutes Ergebnis aus dem Qualifiing im Rennen nicht umsetzen ?
Eigentlich lief es sehr gut. Die Rundenzeiten waren im Vergleich zu den Trainingszeiten sehr gut. Im Rennen konnte ich mir keine andere Erklärung geben, daß Goedhart aufholte, als die Vermutung , er würde mit deutlich mehr Flügel unterwegs sein. Auf der langen Geraden hat er kaum einen Geschwindigkeitsvorteil gehabt, was für den starken Cosworth Motor ungewöhnlich ist. Also gehe ich davon aus , daß Jeroen mehr Abtrieb hatte . Logisch, der Kraftvorteil reichte um auf der Geraden nichts gegenüber meinem Ferrari zu verlieren, aber in den schwierigen Kurvenpassagen muß er Vorteile gehabt haben.
Trotzdem hat es für Sie gereicht !?
Gut , wenn man zusätzlich berücksichtigt, daß der Matra von Jeroen zuwenig Sprit für die volle Distanz hatte, kann man davon ausgehen, daß er mit 10-15 Kilo zusätzlichem Gewichtvorteil bis zu seinem unbeabsichtigten Tankstop in der 47ten Runde unterwegs war.
Das erklärt auch ein wenig warum er mir pro Runde eine gute halbe Sekunde abgenommen hat.
Aber , so leid es mir für das Matra-Team und Jeroen tut, wir waren insgesamt besser vorbereitet und haben mit der sicheren Spritmenge am Ende verdient gewonnen. Es muß halt alles passen.
Obwohl es wenig direkte Duelle zu sehen gab, haben die Zuschauer ein sehr spannendes Rennen gesehen. Wie haben sie es im Cockpit erlebt ?
Es war extrem schwierig zu einer Einschätzung der gegnerischen Strategie zu kommen.
Wir waren auf zwei sehr starke Gegner , Jeroen und dem im Qualifiing starken Herrling eingestellt. Auch der sehr routinierte Volmerding im Matra Team war zu beachten, da er schon oft mit seiner sauberen und gleichmässigen Fahrweise ganz vorne mit dabei war. Ihm hatte ich zu allererst zugetraut ohne Tankstop zu fahren.
Nach dem Start , der für mich optimal verlief, war alles anders als vermutet. Uwe schien vom Mclaren Team nicht rechtzeitig ins Cockpit gesetzt worden zu sein. Jeroen , der mit seinem anfangs schweren Auto nicht so recht folgen konnte, muß das Feld mit seinem Dreher wohl etwas aufgehalten haben. Ich konnte nach wenigen Runden bereits ca. 10 Sekunden Vorsprung verbuchen.
Meine Rundenzeiten waren gut und deshalb überraschte mich , daß Goedhard näher kam. Das ließ mich denken , er würde auch einen Tankstop eingeplant haben. Daß er insgesamt zu wenig Sprit, also zu leicht unterwegs war konnte ich nicht erahnen .
Insofern war es auch im Cockpit sehr spannend .
Ich entschloß mich nicht zu pushen, denn solange ich vorne war und Jeroen, der mittlerweile als Einziger noch gefährlich werden konnte, auch tanken mußte, waren meine Chancen in Ordnung.
Ich habe eher gedacht Jeroen fährt am Limit und würde irgendwann einen Fehler machen müssen, der mir wieder das nötige Polster bringen würde.
Sie sind dann aber recht früh zum Boxenstop hereingekommen !?
Na ja , wir hatten keine Sekunde zu verschenken und ich konnte einschätzen, in Runde 25 auf die ersten Überrundungen aufzulaufen, und zwar gerade da wo es am meisten Zeit kostet; direkt nach der S/F !
Das Team hat mir sofort sigalisiert , daß ich reinkommen soll, denn Jeroen war nur noch 2-3 Sekunden hinter mir und die brauchten wir, um
bei einem Stop vorne zu bleiben. Wie gesagt, wir gingen fest davon aus , Jeroen müsse auch tanken !
Also bin ich eine Runde früher als geplant an die Box.
Ab wann war es Ihnen klar, das Goedhart nicht tanken würde ?
Wir hatten ein Tankfenster von 28/29 Runden pro Stint vorgesehen. Ich konnte unterstellen, daß auch das Matra Team von Jeroen so klug war , eine Einstop Strategie nicht genau auf 25 Runden zu planen.
Sicher konnte ich mir erst sein , daß Jeroen durchfahren will, nachdem wir 28 oder 29 Runden absolviert hatten.
Sie mußten dann einen Rückstand von 15 Sekunden infolge Ihres Tankstops verbuchen. Das muß eine Entäuschung gewesen sein ?
Das war es auch ! Aber letztendlich bleibt einem nichts übrig, als zu akzeptieren, daß der Gegner besser entschieden hat.
Daß das Matrateam um Jeroen Goedhart mit viel zuwenig Sprit zu hoch gepokert hatte , konnte ich schließlich nicht ahnen.
Ich habe mich also darauf konzentriert meinen 2. Platz sicher ins Ziel zu bringen. Wir stehen am Anfang der Meisterschaft und da ist es sehr wichtig die Punkte zu sammeln die man bekommen kann.
Der Versuch auf Jeroen aufzuholen erschien mir illusorisch, zumal sein Wagen jetzt leicht wurde. Ich beobachtete vielmehr Uwe , der hinter mir war und im Qualifiing nur 2 Hundertstel Sek. hinter mir auf der
2. Startposition ins Rennen gehen sollte.
Bei McLaren sollte man in Zukunft besser vorbereitet sein, einen so guten Fahrer rechtzeitig vor dem Start ins Cockpit zu setzen ! Das hätte dem sportlichen Wettkampf und der Unterhaltung der Zuschauer gut getan !
Eine letzte Frage zur Organisation der Formel 1 Meisterschaft: Wie beurteilen Sie die Umstände in der Meisterschaft, insbesondere das kleine Fahrerfeld ?
Die neugegründete RSL macht unter dem Strich sicher eine ordentliche Arbeit, aber es ist auch für mich als Fahrer nicht befriedigend nur gegen sieben oder acht Teams respektive Fahrer anzutreten. Ich finde die Rennserie hätte , vor allem der Zuschauer wegen
, mehr action auf der Rennstrecke verdient.
Acht Nennungen für einen Meisterschaftslauf genügen da nicht.
Ein bis zwei Ausfälle, wegen technischer Probleme sind immer zu befürchten , sodaß das Feld doch recht klein ist.
Zwar waren 2 sonst sicher gesetzte Fahrer wegen anderweitiger Verpflichtungen leider verhindert, aber auch dann wären wir nur mit 10
Autos am Start gewesen. Ich weiß , daß seitens RSL Bemühungen im Gang sind, die für die Meisterschaft lizensierten Fahrer zu aktivieren und daß es darüberhinaus neue Lizenzbewerbungen gibt, die allmählich zu einem vollen Grid führen werden.
Es bleibt zu hoffen, daß bei den nächsten Rennen alle Lizenzfahrer dem Aufruf zu unserem tollen Sport folgen und mit der Sportkommission von RSL alle zusammen dafür sorgen , daß es auf hohem sportlichen Niveau über die Saison geht.
In unserer Rennserie trifft man auf Fahrer , die auf fast allen Strecken der Welt zu den 10 Schnellsten gehören. Es gibt sehr viele absolute Streckenrekorde in allen Klassen 65, 67 und bei den 69er wird es auch so sein.
Mich hat immer besonders beeindruckt , daß viele unserer Fahrer ihren Rank aus dem Rennen und nicht vom Hotlappen haben. Das sind in aller Regel 10 minuspunkte Unterschied und zeigt das tatsächliche Potential der RSL Fahrer.
Ich freue mich deshalb hier um die Meisterschaft zu fahren, da die Gegner auf einem sehr hohen Leistungsstand sind und unsere Neuzugänge sicher eine gute, wenn auch "harte Schule" durchlaufen.
Insgesamt sollten die Voraussetzungen für zukünftig volle Grids gut sein !
Schönen Dank fürs Interview !
Ich habe mich bei allen Beteiligten zu bedanken !
Wolfgang.