Vom Zweitplatzierten war folgendes Statement zu erhalten:
Was überwiegt, Enttäuschung oder Zufriedenheit, am Ende noch den zweiten Platz erreicht zu haben?
Natürlich war's im ersten Moment ärgerlich, gleich in der ersten Runde auf die Art um fast alle Siegchancen gebracht zu werden. Unser Auto schien deutlich besser zu laufen als die der Konkurrenz.
Irgendwie habe ich an der Kurve nach der Mulsanne kein Glück, da bin ich in einem anderen Rennen schon mal von einem Überrundeten abgeschossen worden. Aber ich habe mir die TV-Aufnahmen schon angesehen: Roland hat auf jeden Fall versucht, den Kontakt zu vermeiden, hat sich aber zu meinem Pech für die falsche Seite entschieden. Ich selbst konnte in der Situation auch nicht mehr reagieren, denn der Sauber kam aus der Tiefe des Raumes angeschossen, wie es ein bekannter TV-Kommentator immer so treffend beschreibt.
Da mein Auto nach dem Crash auf der Seite lag, blieb mir nichts anderes übrig, als mich in die Box schleppen zu lassen. In diesen sieben Minuten handelte ich mir eine Runde Rückstand ein. Nach der fälligen Reparatur lag das Auto zwar ordentlich, aber es fehlten 25 mph Topspeed. Als mir von der Box die erste Rundenzeit ins Cockpit gefunkt wurde, dachte ich sogar kurz an Aufgabe: Mit knappen 3:44er Zeiten hatte ich dann doch nicht gerechnet. Aber so ganz ohne Kampf wollte ich das Rennen nicht beenden. Stattdessen tastete ich mich an neue Bremspunkte heran und konnte so gegen Ende noch zweimal die 3:40 knacken. Durch die technischen Probleme bei Gerold und den Ausfall von Stefan sprang zum Schluss sogar noch der zweite Platz heraus, in der Gesamtabrechnung müsste ich sogar gleichauf mit dem Sieger sein. Von daher haben wir fast das Optimum herausgeholt, deshalb überwiegt nun die Zufriedenheit.
Man konnte sehen, dass Sie in den kurvenreichen Passagen am Limit unterwegs waren, trotzdem konnten Sie die Rundenzeiten recht konstant halten...
Ja, ich hatte schnell wieder einen guten Rhythmus. Ich bin sogar der Ansicht, dass dies eins der besten Rennen war, die ich je gefahren bin. Denn bis auf einen kleinen Ausflug ins Kiesbett in der 27. Runde im Geschlängel nach der Porsche Kurve, als ich kurz das Heck verloren habe, war ich recht konstant unterwegs. Im Grunde war's ein Qualifying über 30 Runden, auch wenn das die Zeiten nicht zeigen. Mehr gab das Auto einfach nicht mehr her.
Bis auf den Unfall am Anfang und seine Folgen lief also letztlich alles nach Plan bei Ihnen?
Nicht ganz. Nach dem ersten Reparaturstopp konnte ich unerwartet lange fahren, bis der Sprit zur Neige ging und ich schließlich zu Beginn der 17. Runde an die Box musste. Nun ging ich davon aus, das Rennen ohne weiteren Stopp zu Ende fahren und so wenigstens etwas Zeit wieder gutmachen zu können. Leider rief mich die Crew am Ende der 28. Runde noch einmal zu einem Splash & Dash, womit wir eigentlich nicht mehr gerechnet hatten. Ob nun ein Rechenfehler oder doch ein technisches Problem vorlag, das zu einem höheren Verbrauch geführt hat, müssen wir erst noch prüfen.
Wie bewerten Sie die geringe Beteiligung in Le Mans?
Ich finde es schade für Fahrer und Zuschauer, dass beim Saisonhöhepunkt so wenig Autos am Start waren. Manchmal gehen halt andere Sachen vor. Ich hoffe aber, dass es bei den letzten beiden Saisonrennen wieder besser aussieht.
Apropos nächstes Saisonrennen, werden wir Sie in Österreich sehen?
Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen, sonntags ist es bei mir oft problematisch. Ich werde jedenfalls alles versuchen...
Vielen Dank für das Gespräch!
Nix zu danken, bis bald!
Can